Ja, manchmal muss man einfach mal raus. Raus aus dem „Alltag“, raus aus den gewohnten Mustern und raus aus den eigenen Wänden. Den Kopf und die Seele frei machen, dem Herzen folgen, sich treiben lassen…
Viele nennen das dann Urlaub – ich nenne es Abenteuer!
Eine Auszeit vom Alltag, vom Gewohnten. Hierbei kombiniere ich gerne das Angenehme mit dem Nützlichen (was nicht heißt, dass sich beides gegenseitig ausschließt, ganz im Gegenteil 🙂 ) z. B. den Besuch eines Seminares mit dem Besuch von Freunden und/oder noch unbekannten Orten und Menschen. Je ungeplanter diese Trips sind, desto spannender die Begegnungen und Erlebnisse. Gerade wenn der Alltag straff durchorganisiert und immer gut geplant ist tut es dem Geist und der Seele richtig gut, wenn sie mal eine Auszeit von der Perfektion bekommen. Denn wer kennt sie nicht, diese perfekt durchorganisierten Urlaubs-Flops? Das Chaos ist nur die andere Seite der Medaille und wenn man es zulassen und aushalten kann, dann können sich wundervolle Dinge ergeben und das Leben kommt wieder in Fluss.
Ich habe gerade einen solchen „Roadtrip“ hinter mir – 2.245 km in einer Woche. Klingt vielleicht anstrengend, war es aber überhaupt nicht.
Die ersten Tage meiner Reise waren durchaus geplant – zunächst habe ich einen Intensiv-Workshop bei Free Spirit® in Saalfelden am Steinernen Meer besucht, es ging um das Thema „Präsenz“ (sehr empfehlenswert).
Danach dann eine liebe Freundin und Künstler-Kollegin in Salzburg besuchen – Mercedes de Rabena. Eine ganz wunderbare Frau, die dem Weg ihres Herzens folgt, was man nicht nur in ihren Bildern spürt <3.
Das waren schon tolle und aufregende Tage an denen ich viel erlebt und gefühlt habe und viele neue Menschen kennen lernen durfte.
Salzburg ist auf jeden Fall einen Besuch wert!
So eine tolle Stadt!
Und danach einfach mal treiben lassen – grobe Richtung Regensburg. Da war ich noch nie, da soll es schön sein. Schaumamal! Meinem Navi sagte ich, dass es Autobahnen und Mautstraßen meiden soll, weil ich mir gerne die Landschaft ansehen wollte und so fand ich mich irgendwann auf der A8 in Österreich wieder… Ich nahm die nächste Ausfahrt und kam an einer Alpaka-Farm vorbei – wunderschöne Tiere! Dafür hat sich der Abstecher ja schon wieder gelohnt 🙂 Kurz danach passierte ich dann die Grenze und befand mich wieder in good old germany.
Auf dem Weg nach Regensburg liegt ein Gut Aiderbichl – da ich selber demnächst einen Gnadenhof betreiben möchte, bot es sich natürlich an, einen Abstecher dorthin zu machen. Also auf nach Deggendorf! In der dortigen Katzenvilla wurde ich dann sofort von einigen Samtpfoten belagert und beschmust. Ich habe mich nicht gewehrt, insbesondere, wo meine beiden Herren Kater nicht so reisefreudig und somit daheim geblieben sind.
Als ich wieder im Auto saß erinnerte ich mich, dass eine weitere Künstler-Kollegin Etelka Kovacs-Koller nicht weit entfernt in Kollnburg lebt und arbeitet, also auch dort vorbeigeschaut. Sie war gerade auf dem Sprung, aber wir haben uns zumindest einmal kurz begrüßt 🙂
Ankunft in Regensburg – schöne Stadt an der Donau mit niedlichen Gassen und Gässchen und tollen Restaurants und Cafés die zum Verweilen einladen. Nach einem üppigen Abendessen bummelte ich noch mit einem leckeren Eis durch die Altstadt und überlegte, wo ich denn wohl nächtigen will. Die Hotels in Regensburg waren schon gut ausgebucht und ich wollte auch lieber etwas außerhalb schlafen, also zog ich weiter. Ich kam in Kehlheim vorbei, wo mich die Befreiungshalle vom Berg aus anstrahlte. Das muss ja toll sein, von dort oben auf die Stadt zu blicken! Wie kommt man nur da hinauf? Ich fuhr also mitten in der Nacht (naja, jedenfalls war es schon dunkel 😉 in Richtung Berg und fand auch tatsächlich die Zufahrtstraße. Es war stockfinster und menschenleer zu dieser nachtschlafenden Zeit auf dem Parkplatz und ein Schild sagte mir, dass ich hier nachts nicht parken darf. Nun ja, es war mir eh ein wenig gruselig, deshalb ließ ich das mit dem Aussteigen einfach mal sein und fuhr weiter. Das Hotel hatte ich zwischenzeitlich vergessen und irgendwann überkam mich die Müdigkeit. Da ich auf einer Landstraße irgendwo im Nirgendwo war, fand ich auch kein Hotel mehr, also machte ich es den LKW-Fahrern gleich und zog mich auf einen Parkplatz am Rande der Straße zurück.
Warum nicht einfach mal im Auto schlafen???
Gesagt getan! Naja, das letzte Mal, dass ich eine Nacht im Auto verbracht hatte, war 1996 am Grand Canyon und richtig bequem war es nicht – weder damals noch heute. Es wurde ziemlich kalt in der Nacht und ich probierte es erst auf der Rückbank, dafür waren meine Beine aber zu lang, dann nahm ich den Fahrersitz und brachte ihn in die Liegeposition, jetzt konnte ich zwar meine Haxen ausstrecken, aber bequem ist schon anders. Ich glaube, ich bin zu alt für so nen Schei… Dafür war ich aber sehr früh wach 😀
Am frühen Morgen passierte ich dann Ingolstadt, was auch ein nettes Städtchen zu sein scheint, aber ich hatte keine Lust, hier auszusteigen. Stattdessen gab es dann in Augsburg ein leckeres Frühstück bei denns draußen in der Sonne. Auf meinem Weg lag Günzburg, von dem ich zu meiner Schande noch nie etwas gehört hatte. Das Städtchen wirkte aber irgendwie sehr freundlich und einladend, so dass ich mir ein wenig Zeit nahm, es zu erkunden. Und siehe da, es hat sich wirklich gelohnt! Die Günzburger Oberstadt thront urig und anheimelnd oben auf dem Berg und lädt zum Flanieren und Verweilen ein. Offensichtlich hat Günzburg eine so entspannende Wirkung auf mich, dass ich mich gleich beim Shoppen und später mit mehreren Einkaufstaschen wiederfand – und wer mich kennt weiß, dass das für mich absoluten Seltenheitswert hat. Shoppen ist für mich normalerweise der blanke Horror 😛 Aber hier war`s einfach schee!
Da ich mich nun mitten im Schwabenländle befand, beschloss ich, auch hier einige Freunde zu besuchen. Ein weiterer Künstler-Kollege lebt und arbeitet in Hayingen. Lothar Bechtle betreibt hier von Freitag bis Sonntag sowie an Feiertagen einen wundervollen Museumsladen mit Café in einem historischen Fachwerkhaus aus dem Jahre 1652. Ein Besuch lohnt sich! Und wie es auf dem Dorf so ist, lernt man auch gleich die Nachbarn kennen – eine Namensvetterin backt hier wöchentlich ein richtig leckeres Brot und bringt es auch noch ins Haus – herrlich!
Nach dem Frühstück und einem Spaziergang auf dem Bussen, dem „Heiligen Berg Oberschwabens“, zog es mich dann Richtung Bodensee. Hier lebt seit kurzem meine beste Freundin, die ich mit meinem Besuch einfach mal überrascht habe. Sie wusste weder, dass ich unterwegs war, noch, dass ich sie besuchen komme. Sie war gerade mit einer Arbeitskollegin im Eiscafé in Markdorf, als ich ganz „zufällig“ durch das Café spazierte, an allen leeren Tischen vorbei, direkt auf ihren Tisch zuging und höflich fragte, ob ich mich wohl dazu setzen dürfte. Meine Freundin war zunächst vollkommen sprachlos und ihre Kollegin, die mich noch nicht kannte, sagte nach kurzem irritierten Zögern: „Für nette Menschen haben wir immer Platz!“ Und so setzte ich mich einfach mal dazu. Nun fand meine Freundin auch endlich ihre Sprache wieder und erwähnte: „Ddddas ist meine Freundin!“ Und so lagen wir uns in den Armen und ihre Kollegin freute sich gleich mit. Nee, watt war dat schee!
Nach einer etwas unbequemen Nacht – nein, dieses Mal nicht im Auto aber auf einer an starker Atemnot leidenden Luftmatratze – trat ich dann mal so langsam den Heimweg an. Natürlich nicht, ohne vorher noch einen lieben Freund in Sonnenbühl zu besuchen – Werner Schrägle. Werner ermöglicht Rollstuhlfahrern mit seinen individuell von Hand gefertigten MobilityCubes ein ganz neues Gefühl von Freiheit und Mobilität – egal ob am Strand, im Wald oder sogar auf dem Berg.
Da ich pünktlich zur Mittagszeit in Sonnenbühl eintrudelte ;-), wurde ich sogar noch fürstlich beköstigt – an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank!
Vorher bin ich noch in Sigmaringen vorbei gekommen – ein kleines Städtchen mit einem riesigen Schloss, welches ich beim nächsten Besuch ganz bestimmt besichtigen werde.
Frisch gestärkt machte ich mich wieder auf den Weg, auf dem ich ganz „zufällig“ noch durch Tübingen kam, von dem mir so viele Leute vorgeschwärmt hatten. Na, das muss ich mir doch auch noch ansehen! Am Parkscheinautomat fing mich eine ältere Dame ab, die mich fragte, wo denn NE liegt und ob ich da die Raucherentwöhnungen mache. Ich klärte die Dame auf, dass Neuss am Rhein zwischen Köln und Düsseldorf liegt und dass ich die Menschen auch in anderen Städten rauchfrei mache. So kamen wir ins plaudern und die Dame begleitete mich noch ein Stück in Richtung Altstadt während sie mir von ihrer kettenrauchenden Tochter und ihrem militant-nichtrauchenden Schwiegersohn erzählte. Höchst amüsant! Wozu so ein schön beschriftetes Auto doch gut ist – ein fettes Lob und großen Dank hierfür an Thomas Jelitto und sein Team von New Style Werbetechnik aus Dormagen.
Und ja, Tübingen ist wirklich eine schöne Stadt! Kleine verwinkelte Gassen, urige Fachwerkhäuschen und lauschige Plätze zum Verweilen. Aber Vorsicht, es gibt auch gefährliche Ecken in Tübingen – zum Beispiel in der Kirchgasse 9. Hier ist das Chocolat beheimatet und zieht einen mit seinen wundervollen Schokoladenkreationen und betörenden Düften magisch in seinen Bann und hinein – ins süße Verderben 😉
Da ich ja noch ein paar Hundert Kilometer Fahrt vor mir hatte, habe ich mich natürlich gut eingedeckt mit diesen herrlichen Köstlichkeiten 😛
Der restliche Heimweg begann zunächst mit einem gigantischen Stau, was auch wieder sehr lustig war, denn immer, wenn ich an einem rauchenden Autofahrer vorbei bin und er meine Auto-Werbung gesehen hat, mussten wir beide grinsen. Nach einer Stunde löste sich der Stau dann auf und ich konnte weiter ganz entspannt gen Heimat rollen – begleitet von toller Musik im Radio zu der ich entweder lauthals mitsang oder mittanzte – manchmal auch beides gleichzeitig (sehr zur Erheiterung der anderer Autofahrer 😀 )
Als ich gegen 22 Uhr wieder zu Hause eintraf erwarteten mich schon meine beiden Samtpfoten, die mir mit ihren wehleidigen Klageliedern signalisieren wollten, dass sie kurz vorm Hungertod stünden. Ja, nee, is klar! Aber da ich mich nach einer Woche Absenz bei ihnen einschleimen wollte, begrüßte ich sie natürlich freudig mit einem Leckerchen. Und schon verstummten die Klagelieder und wechselten in wohliges Schnurren…
Schön, wieder zu Hause zu sein!
Man muss ja nicht gleich ein paar tausend Kilometer fahren, aber sich zwischendurch mal eine Auszeit gönnen und sich intuitiv treiben lassen und nur das tun, wozu man gerade Lust hat, gibt der Seele und dem Geist unendlich viel neue Kraft und Energie. Probier es doch einfach mal aus! Ich wünsche dir viel Spaß dabei 🙂
Hex Hex – Deine StressHexe