Nachdem die Diagnose Burn-out ausgesprochen und ich in die psychosomatische Klinik eingezogen war, fiel zunächst eine ganze Menge Ballast von mir ab, den ich zuvor gar nicht so richtig wahrgenommen hatte. Ich fühlte mich regelrecht erleichtert. Ich war raus aus dem Hamsterrad, dem Funktionieren-Müssen. Sämtlicher Druck und die ganze Verantwortung waren für den Moment von mir genommen und das gab mir zunächst ein Gefühl der Erleichterung.
Diese hielt allerdings nicht lange an, denn bald erwachte die Perfektionistin wieder in mir und bombardierte mich mit Fragen:
„Wie lange willst du hier rumfaulenzen? Und was ist dann? Wie geht es weiter? Was willst du danach machen? Gehst du zurück in deinen alten Job? Weiter so wie bisher? Was sagst du deinen Kollegen? Was könntest du stattdessen tun? Was willst du eigentlich wirklich???“
Fragen über Fragen machten mich ganz kirre. Die Gedanken kreisten ständig und ohne Unterbrechung. An Abschalten war gar nicht zu denken und Entspannung war für mich eher ein Fremdwort. In der Klinik bot man auch nur Entspannung nach Schema F an: Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen sollte Jede und Jeden in eine Tiefenentspannung geleiten. Lange Zeit habe ich das brav mitgemacht mit dem Ergebnis, dass ich hinterher nur noch unruhiger, noch angespannter und irgendwann sogar aggressiv wurde, wenn ich das Wort „Jacobsen“ nur hörte. Mich hat schon allein die Stimme des Therapeuten aggressiv gemacht:
„Uuuuuuuunnnnnnnddddd eeeeeeennnntttspannnnneeeeeennn!!!“
Würg! Bei mir wirkte diese Methoden nicht – leider. Und eine andere wurde dort nicht angeboten. Jacobsen ist für alle gut! Tja, nur nicht für mich – jedenfalls damals nicht.
Und was nun! Sollte ich für den Rest meines Lebens als Dampfdruckkessel durch die Gegend laufen und irgendwann im- oder explodieren? Irgendwas muss doch auch bei mir wirken!?!
Und es gibt sie doch! MEINE Entspannungsmethode!!!
Während ich mich in zahlreichen Therapien meinem Innenleben widmete und sukzessive den Ursachen meines Burn-outs auf die Schliche kam – denn es ist nie nur eine Sache, die einen Menschen in einen Burn-out treibt – durfte ich mich in der Kunsttherapie mit verschiedenen Materialien kreativ austoben. Aber auch hier setzte ich mich zunächst unter Druck – da muss was Gutes bei herauskommen! Tja, dumm gelaufen, meine frühere Kunstlehrerin sagte mir schon immer mangelndes künstlerisches Talent nach, obwohl mir das Malen als Kind immer sehr viel Freude bereitet hatte – bis ich auf meine Kunstlehrerin stieß… Ihre Worte im Gedächtnis verkrampfte ich mich am Zeichentisch nur noch mehr und war hinterher total frustriert.
Ich wollte endlich mal mit einem kleinen Erfolgserlebnis aus der Kunsttherapie herausgehen. Und so erinnerte ich mich an meine handwerklichen Fähigkeiten und an die diversen Wandgestaltungen in Wischtechnik, die meine Wohnung damals zierten. „Was du auf eine Wand kriegst, das bekommst du doch auch auf einem Blatt Papier hin!“ sprach meine innere Stimme zu mir.
Gesagt – getan!
Und siehe da, es war nicht nur das erste Mal, dass ich etwas zu Papier gebracht hatte, dass ich mir angucken konnte, ohne gleich schmerzende Augen zu bekommen, sondern es war auch das erste Mal in der bisherigen Therapie, dass ich entspannt war!!!
Sobald ich den Pinsel in der Hand halte scheint sich ein innerer Schalter umzulegen und ich trete ein in eine andere Welt. Hier kann ich richtig loslassen. Es gibt also doch etwas, was mich zur Ruhe bringen kann 😉
Mittlerweile habe ich viele weitere Entspannungsmethoden kennen und lieben gelernt, wie z. B. das Autogene Training, Meditation und Klangmeditation, schamanische Techniken, Reiki oder die medizinische Hypnose die ich alle je nach Bedarf bei mir selbst oder meinen Klienten und Patienten anwende. Heute bilde ich auch selbst Entspannungstrainer aus. Und auch die Progressive Muskelentspannung macht mich heute weder aggressiv noch wühlt sie mich auf, sie war nur zum damaligen Zeitpunkt nicht die passende Entspannungsmethode für mich. Nicht jede Methode funktioniert bei jedem Menschen immer gleich. Deshalb ist es mir bei meiner Arbeit sehr wichtig, jeden Menschen auf seinem persönlichen Weg ganz individuell zu begleiten.
Der Malerei bin ich aber weiterhin treu geblieben – sie ist nach wie vor MEINE Entspannungsmethode Nummer 1!
Und ganz nebenbei fand ich damals in der Klinik wieder einen Zugang zur Kunst, die ich mir von meiner früheren Kunstlehrerin so viele Jahre hatte verleiden lassen. Mittlerweile bin ich sogar richtig stolz auf meine Bilder und es gibt tatsächlich Menschen, die meine Bilder für gutes Geld kaufen 😀 (o.k. meine Kunst hat seit damals auch eine gewisse Weiterentwicklung erfahren…)
So, liebe Frau R. aus N., da guckste, woll, wa, sachma?!? 😉
Hex Hex – Deine StressHexe
P.S. Wenn DU dir meine Bilder mal ansehen möchtest – hier findest du sie: